Berlin, 10. August 2020 – Der Familienbund der Katholiken spricht sich nachdrücklich dafür aus, Schul- und Kitaschließungen im neuen Schuljahr nur als letzte mögliche Maßnahme zum Infekti-onsschutz zu betrachten. Angesichts des Schulstarts in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein an diesem Montag fordert Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann heute in Berlin einen souveränen und konsequenten Umgang mit der Corona-Pandemie. Die politisch Verantwortlichen müssten diesmal mit familienpolitischem Augenmaß vorgehen. „Die Politik ist eindringlich aufgerufen, alles zu unternehmen, um einen neuerlichen familien-, betreuungs- und bildungspolitischen Lockdown zu Lasten von Familien zu verhindern. Die Monate des Frühjahrs 2020 waren für Kinder, Jugendliche und Eltern eine unverhältnismäßige Belastungsprobe. Die noch heute spürbaren Folgen von Überforderungen, Ausgrenzungen und einem beispiellosen Zusammenbruch des Bildungssystems in Deutschland dürfen sich nicht wiederholen. Familien dürfen nicht ein zweites Mal zu den Verlierern der Corona-Krise werden“, betonte Hoffmann. „Das zu verhindern erfordert auch die Solidarität der Gesellschaft mit Familien. Umso weniger Infektionen durch Partys und Großveranstaltungen auftreten, desto größer ist die Chance, dass Schulen und Kitas ihren Bildungs- und Betreuungsauftrag wahrnehmen können. Das sollten uns Familien Wert sein.“
"Die bisher veranlassten Maßnahmen an Schulen sind zwar gut gemeint, aber nicht gut genug"
An die Bildungspolitiker gewandt sagte Hoffmann: „Die Kultusminister müssen Bildung in Schulen in Zeiten von Corona endlich höchste Priorität einräumen. Die bisher veranlassten Maßnahmen an Schulen sind zwar gut gemeint, aber nicht gut genug. Außergewöhnliche Zeiten erfordern auch außergewöhnliche politische Anstrengungen für Schüler und Familien. Daran wird sich die Bildungspolitik in diesem Herbst messen lassen müssen.“
Hoffmann sprach sich für die Umsetzung ausgefeilter und konsequenter Hygieneregeln aus, immer ausgerichtet am Alter der Schüler und dem Infektionsstand, um coronabedingte Schul- und Kitaschließungen zu vermeiden. „Niemand erwartet, dass Schulen und Kitas in Zeiten von Corona im altbekannten Regelbetrieb funktionieren. Aber zwischen Regelbetrieb und Schließung erstreckt sich ein weites Feld wirksamer Maßnahmen, um Kindern und Jugendlichen im neuen Schuljahr ein regelmäßiges und effektives Lernen zu ermöglichen. Dazu gehören Abstand, Hygiene, Lüften, Lerngruppengrößen und ein separierter Ablauf des Schulbetriebs. Das Tragen von Masken außerhalb des Klassenzimmers kann immer nur eine Notlösung sein, die vom Infektionsgeschehen abhängen muss. Der Königsweg für den Infektionsschutz in Schulen und Kitas ist die flächendeckende Einführung von regelmäßigen Corona-Schnelltest.“
„Schule ist als gemeinsamer Ort des Lernens, Sprechens, Spielens und Lebens nicht durch digitalen Fernunterricht zu ersetzen“
Hoffmann erinnerte daran, dass der Bildungserfolg in Schule und Kita maßgeblich von der Präsenz der Kinder abhänge. „Schule muss im Klassenzimmer stattfinden, nicht am Bildschirm“, sagte er. „Schule ist als gemeinsamer Ort des Lernens, Sprechens, Spielens und Lebens nicht durch digitalen Fernunterricht zu ersetzen.“ Eine künftige Stigmatisierung von Schülergenerationen als schlecht qualifizierte Corona-Jahrgänge dürfe die Politik nicht zulassen. Insbesondere Kinder aus einkommensschwachen Haushalten seien dafür prädestiniert, durch Schul- und Kitaschließungen unfreiwillig ins soziale Abseits gestellt zu werden und dort womöglich auch zu bleiben.
Scharf wandte sich Hoffmann gegen öffentlich gewordene Gedankenspiele von Gesundheitsämtern, Familienangehörige nach einer Corona-Infektion zu trennen. „Eine Corona-Erkrankung durchleben Familien immer gemeinsam, entweder zu Hause in der Isolation oder im Krankenhaus. Gegen ihren Willen darf die Einheit der Familie niemals getrennt werden. Das verlangt nicht nur der besondere rechtliche Schutz der Familie, den unsere Verfassung garantiert, sondern ist auch ein unhintergehbares Gebot der Menschlichkeit.“