Der Familienbund der Katholiken sieht in dem heute im Bundestag diskutierten Gesetzentwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge viele gute Ansätze der Vereinfachung und Verbesserung. Ein entscheidender Baustein fehlt allerdings: Um auch Menschen mit geringer Finanzbildung Chancen zu eröffnen, sollte es einen staatlich gemanagten Standard-Aktienfonds geben, der niedrige Kosten mit einer marktüblichen Renditeerwartung und breiter Risikostreuung kombiniert.
Berlin, den 4. Dezember 2024 - „Die Riester-Rente ist spätestens mit Eintritt in die Niedrigzinsphase der 2010er-Jahre gescheitert und hätte schon längst reformiert werden müssen“, erklärt Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken. „Dass der Staat viele Jahre schlechte Finanzprodukte mit hohen Kosten und geringer Rendite gefördert hat, gehört in die lange Liste der rentenpolitischen Versäumnisse. Während die Versicherungswirtschaft profitiert hat, ergab sich für viele Familien allenfalls durch die Inanspruchnahme mehrerer Kinderzulagen ein positiver Effekt.“
Der Familienbund hält es daher für notwendig, die staatlich geförderte private Altersvorsorge so zu reformieren, dass auch die Investition in breit gestreute und kostengünstige Indexfonds (ETF) ermöglicht wird, die von vielen Verbraucherschutzorganisationen empfohlen werden. Am Konzept des Gesetzentwurfs begrüßt er, dass es weiterhin eine familienspezifische Förderung durch Kinderzulagen geben soll. Kritisch bewertet der Familienbund, dass die Vielfalt an förderfähigen Produkten – zu denen auch Einzelaktien, aber weiterhin auch riesterähnliche Produkte gehören sollen – Menschen mit geringer Finanzbildung überfordern wird. Wer mit Finanzprodukten vertraut ist, wird sich für solche entscheiden können, die gegenüber der bisherigen Riester-Rente eine deutliche Verbesserung darstellen. Es ist aber absehbar, dass viele Menschen mit geringer Finanzbildung – auch unter dem Einfluss von schlechter provisionsorientierter Finanzberatung – weiterhin mangelhafte Altersvorsorgeverträge abschließen werden.
„Da die Gewährleistung einer funktionierenden Altersvorsorge eine Aufgabe des Staates ist, muss der Staat auch bei der privaten Altersvorsorge eine ordnende Funktion übernehmen“, fordert Ulrich Hoffmann. „Er sollte einen Standard-Aktienfonds anbieten, in den alle unbürokratisch investieren können, die sich beim Thema private Altersvorsorge unsicher fühlen. Ein kostengünstiges und faires Standardprodukt des Staates wäre für die privaten Anbieter eine Orientierungsmarke, an der sie sich messen lassen müssten. Dass so ein staatlich gemanagter Fonds funktioniert, zeigt das Beispiel Schweden eindrücklich.“
Da der demografische Wandel das Rentensystem in vielfältiger Weise herausfordert, hält der Familienbund es für richtig, das Rentensystem einer grundsätzlichen Über-prüfung zu unterziehen. Er plädiert dafür, es durch Anpassungen an vielen unterschiedlichen Stellen zukunftsfähig, armutsverhindernd und generationengerecht aufzustellen. Dazu gehört auch eine bessere Nutzung der Chancen des Kapitalmarktes. Für den Familienbund ist es eine zentrale Frage der Nachhaltigkeit des Renten-systems, den Beitrag, den Familien durch die Kindererziehung für die zukünftige Stabilität der Rente leisten, anzuerkennen. Wenn das Rentensystem keine Anreize für die eigene Destabilisierung setzen möchte, muss es die Leistung der Familien anerkennen – an unterschiedlichen Stellen, vor allem aber auch durch einen Kinderfreibetrag analog zum Steuerrecht.